Heute Nacht ist die längste Saarbrücker Kältebus-Saison zu Ende gegangen. Und was war das für eine Saison, die uns von Anfang an schwer beeindruckt hat!

Ohne unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wäre das Projekt ja gar nicht möglich. Schon vor der Saison haben wir einer wahren Flut von Helferanfragen erhalten, bei unserer Infoveranstaltung im November war der Saal bereits hoffnungslos überfüllt, und ab Saisonstart mussten wir die Schichtbelegungen aufstocken, damit möglichst viele Helferinnen und Helfer zum Einsatz kommen konnten. In unserem Helferteam, in dem in diesem Winter weit über 150 Personen aktiv waren, war ein breites gesellschaftliches Spektrum vertreten. Menschen, deren Lebenssituation nahe an dem unserer Gäste ist und die es sich nicht nehmen lassen, die zu unterstützen, die noch weniger haben, Arbeiter, Angestellte, Beamte, Arbeitslose, Hausfrauen und -männer, auch Menschen aus führenden Funktionen in der Wirtschaft, ebenso Politiker aus Ortsverbänden, Landtag und Landekabinett haben bei ihren Schichten am Kältebus ihr Herz für die Ärmsten der Armen gezeigt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Kältebusses hatten wir bis zum Saisonende keine Probleme, die Schichten zu besetzen. Und das gilt auch für unsere Corona-Projekte, die Versorgungstouren zu den Obdachlosen und die Sanitärstation für Obdachlose, bei denen unsere Helferinnen und Helfer mit dem gewohnten Feuereifer dabei waren. Vom 9. Dezember, eine Woche früher als sonst, waren wir bis gestern jeden Tag in mindestens drei Schichten, manchmal mehr, für unsere Gäste da. Und alle Schichten waren besetzt, keines unserer diesjährigen Angebote musste auch nur einmal ausfallen.

Auch dieses Jahr fanden sich wieder zahlreiche freiwillige Köche, um unsere Gäste jeden Abend mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Jugendgruppen, Freundeskreise, Vereine , Parteien, Grillmeister, Firmengruppen, Sternekoch, Pfadfinder, caritative Organisationen, Familien und Einzelpersonen, zu Hause am eigenen Herd, im mitgebrachten Smoker oder der Feldküche, oder gar in unserem neuen Küchenwagen – das Spektrum war so breit und interessant wie nie zuvor, und ich hoffe inständig, dass alle sich in der Aufzählung wiederfinden und ich niemanden vergessen habe.

Dasselbe Phänomen haben wir bei unseren Sachspendern erlebt. Dass sich in der Straße vor dem Kältebus an Spendenannahmetagen Schlangen unserer Sachspender bilden, das kennen wir hat und schon in den vergangenen Jahren schwer beeindruckt. Dass die Halbergstrasse aber zweispurig von den Autos der Sachspender belegt wird, das war einfach nur der helle Wahnsinn. Und was da wieder an betrieblichen oder privaten Spendenaktionen ins Leben gerufen wurde, an Sammelaktionen und Ideen von Gruppen allen Alters, das nötigt uns einen Riesenrespekt ab.

Und last but not least wurden wir auch in diesem Jahr von der Landeshauptstadt Saarbrücken und ihren Eigenbetrieben unterstützt. Das Gelände am Römerkastell wurde uns wieder ebenso unkompliziert wie unbürokratisch vom Grünamt überlassen, von der Saarbahn AG wurden wieder Strom und Wasser zur Verfügung gestellt. Die Unterstützung unseres Oberbürgermeisters @OBConradt und seines Teams macht unser Projekt in dieser Form erst möglich.

Natürlich können wir keinen Rückblick auf diese Saison wagen, ohne auf die besonderen Umstände der Corona-Krise einzugehen. Die hat uns mächtig zum Umdenken gezwungen. Nicht nur, dass wir unseren Bus eine Woche früher als geplant schließen mussten, und damit unser traditionelles Abschiedsfest ausfallen musste. Die Situation unserer Gäste auf der Straße hat sich in der Krise komplett verändert. Durch die Schließungen von Geschäften und öffentlichen Gebäuden sowie die Ausgangsbeschränkungen sind für die Obdachlosen fast alle Versorgungsmöglichkeiten, aber auch der Zugang zu Sanitäreinrichtungen, weggebrochen. Das haben wir versucht zumindest teilweise zu kompensieren mit unseren Versorgungstouren zu den Obdachlosen und unsere Sanitärstation. Beide Aktionen wurden mit Genehmigung und in Abstimmung mit der Stadtverwaltung Saarbrücken durchgeführt. Seit Beginn der Koronakrise sind wir im regelmäßigen Austausch mit allen Organisationen der Obdachlosenhilfe in Saarbrücken, der Wärmestube, dem diakonischen Werk, der AWO, dem Drogenhilfezentrum, dem Bruder-Konrad-Haus, dem Elisabeth-Zilken-Haus sowie Ingos kleiner Kältehilfe. So leisten wir unseren Beitrag, dass, auf Initiative der Wärmestube Saarbrücken, alle versorgt und niemand vergessen wird.

Was wir, gerade in den letzten Tagen, auf unseren letzten Touren, von den Obdachlosen gehört haben war unisono ganz große Dankbarkeit, aber auch ein großer Respekt davor, was die Menschen aus dieser Region, aus allen gesellschaftlichen Bereichen, für die Ärmsten der Armen tun. Einer unserer Gäste auf der „Abschiedstour“ gestern hat das ganz einfach zusammengefasst: „Was es hier für uns gibt, was hier für uns gemacht wird, das ist schon großartig und einzigartig. Das gibt es sonst wo nicht“. Auf meinem gestrigen Sonntagsspaziergang habe in einer „Corona-Steinkette“ den Spruch gefunden der die Nächstenliebe, die die Menschen in unserer Region offenbar fast selbstverständlich -nicht nur am Kältebus-, gut beschreibt: „Liebt in Taten – nicht in Worten“