Wir leben in Zeiten von Unsicherheit und ständiger Veränderung. Was heute gilt kann morgen schon überholt sein. Da muß auch der Kältebus Saarbrücken umdenken und sich anpassen, mit einem „weiter so wie gehabt“ würden wir weder unserer Verantwortung noch unserem Selbstverständnis gerecht werden. Daher haben wir vor 10 Tagen schweren Herzens entschieden, die Saison in der bekannten Form zu beenden. Die zentrale Versorgung in den engen Verhältnissen des Busses war für uns nicht mehr verantwortbar. Seitdem ist der Bus geschlossen und das Gelände verwaist. Den Busbetrieb in seiner gewohnten Form können wir hoffentlich im Dezember wieder aufnehmen, aber sicher nicht mehr vorher.
Stattdessen haben wir jetzt in der Krise umgestellt auf eine dezentrale Versorgung, suchen die Obdachlosen seither direkt auf. Wir orientieren uns an den einschlägigen Richtlinien und Verfügungen zur Eindämmung der Corona Krise, die wir auch einhalten. Dabei macht es natürlich keinen Sinn, dass wir für uns alleine arbeiten. Deshalb haben wir unser Konzept der Stadt Saarbrücken übermittelt, und nach Abstimmung mit dem Ordnungsamt und dem Amt für soziale Angelegenheit heute das „OK“ in einer förmlichen Genehmigung aus der Hand des Oberbürgermeisters erhalten. In der Abstimmung dazu sind wir wieder auf allen Ebenen, vom Sachbearbeiter bis zum Oberbürgermeister, auf großes Interesse für unser Projekt und die Unterstützung der Menschen auf der Straße gestoßen.
Manches von dem, was wir am Kältebus selbstverständlich und gerne anbieten konnten, mussten wir streichen. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Menschen auf der Straße und die Versorgung dieser Menschen mit den Grundbedarfsgütern des täglichen Lebens. Denn mit den Einschränkungen, die uns alle treffen, fällt für die Obdachlosen ein Großteil ihrer Lebensgrundlage weg: es ist niemand mehr da, der ein paar Cent übrig hat. Kein Restaurant, Cafe, Kneipe oder Imbiss, die mal ein Essen oder Getränk spendieren. Dazu gehören natürlich auch Gespräche, und die führen wir besonders gerne, da wir ganz viel herzliche Dankbarkeit bekommen.

Über unsere derzeitige Arbeit quasi in den Wohnzimmern und Schlafzimmern der Obdachlosen werden wir nur sehr zurückhaltend berichten, und bitten da um Verständnis – Ihr würdet es wahrscheinlich auch nicht gerne sehen, wenn aus Euren Wohnzimmern und Schlafzimmern berichtet würde.